21.11.2024

Klima statt Cash? Warum Werte mehr wiegen als Gehälter und was nachhaltige Markenkommunikation für die Arbeitskultur tun kann

Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social, Governance) sind derzeit in aller Munde. Klar, es geht um das Image bei den Kund:innen und Investor:innen, aber es steckt viel mehr dahinter. Ein Aspekt, der oft übersehen wird: ESG kann für Unternehmen zu einem entscheidenden Bindungsfaktor werden – gerade bei den eigenen Mitarbeitenden. Für viele Beschäftigte ist ein nachhaltiges Engagement ihres Arbeitgebers ein echter Mehrwert, der im Arbeitsalltag motiviert und Verbundenheit schafft. Doch was bedeutet das konkret für mittelständische Unternehmen? Warum kann ESG gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wertvoll sein? Und wie können Unternehmen dieses Potenzial strategisch nutzen?

Mehr Transparenz, weniger Ausreden: Was die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) für Unternehmen bringt

Nicht nur die Wahrnehmung nach innen, auch die Kommunikation nach außen spielt eine entscheidende Rolle. Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung werden immer strenger und mit der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (EU Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) kommen weitreichende Änderungen. Was bedeutet das für Unternehmen, die sich bisher noch nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt haben? Die CSRD fordert nicht nur eine detailliertere und transparentere Darstellung von ESG-Daten, sondern sorgt auch dafür, dass nachhaltige Werte stärker ins Rampenlicht rücken – intern wie extern. Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen nicht nur umsetzen, sondern auch verständlich und nachvollziehbar kommunizieren. Gerade der Mittelstand hat hier die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen und den steigenden Erwartungen gerecht zu werden.

 

Klimaschutz als Team-Vorteil: Warum grüne Werte echte Bindung schaffen

Doch nun zum (oft übersehenen) Knackpunkt: ESG kann im Mittelstand mehr als nur das Image nach außen aufpolieren. Zahlen belegen diesen Trend: 64 Prozent* der Millennials bevorzugen Arbeitgeber, die sich aktiv für Umwelt und Gesellschaft einsetzen. Und in einer aktuellen Deloitte-Umfrage gaben über 40 Prozent** der jungen Mitarbeitenden an, dass sie Unternehmen ohne ESG-Initiativen nicht treu bleiben wollen. Eine Unternehmenskultur, die Verantwortung lebt, zahlt sich also aus – im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte kann dies für KMU im Konkurrenzkampf mit Grossunternehmen entscheidend sein. Kleinere Unternehmen können zwar nicht immer Gehälter und Zusatzleistungen auf dem Niveau der Konzerne bieten, aber sie können mit authentischen Werten punkten, die zeigen, dass der „Purpose“ mehr als nur eine Floskel ist. 

 

Visionen sind schön, aber ESG im Arbeitsalltag macht den Unterschied

Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln lassen sich langfristig nur dann glaubwürdig nach außen kommunizieren, wenn sie intern verankert und von den Mitarbeitenden gelebt werden. Der Prozess beginnt idealerweise im Unternehmen: Zunächst wird eine klare ESG-Strategie definiert, die alle Mitarbeitenden einbezieht. Diese Basis macht Nachhaltigkeit nicht nur für das Team greifbar, sondern lässt ESG-Werte zu einem festen Bestandteil des Unternehmensalltags werden.

Ein erster Schritt kann die kontinuierliche interne Kommunikation nachhaltiger Initiativen sein – über Updates im Intranet, Artikel in der Mitarbeiterzeitschrift oder Blogbeiträge. So werden ESG-Projekte sichtbar und ihre Bedeutung für das Unternehmen verdeutlicht.

Storytelling aus dem Team bindet Mitarbeitende aktiv ein, etwa durch persönliche Geschichten zu Nachhaltigkeitsprojekten wie Recycling oder Pflanzaktionen. Solche Beiträge schaffen Nähe und Authentizität und eignen sich ideal für Social Media oder interne Newsletter.

Transparenz auf Social Media bedeutet, nicht nur Erfolge zu teilen, sondern auch offen über Herausforderungen zu sprechen. Zum Beispiel: Wie wird der CO2-Fußabdruck des Unternehmens verringert? Welche Schritte sind in Arbeit? Und welche Rückmeldungen von Mitarbeitenden haben zu Veränderungen geführt?

Praxisnahe Workshops, etwa zu Mülltrennung, Energiesparen oder nachhaltigem Pendeln, ermöglichen es Mitarbeitenden, eigene Ideen zu entwickeln und direkt umzusetzen.

Besonders wirkungsvoll wird ESG, wenn die Maßnahmen von Mitarbeitenden getragen werden. Authentische Geschichten, z.B. durch Interviews oder Videos, zeigen individuelles Engagement und stärken die interne Verankerung. Dies bildet die Basis für eine glaubwürdige Außendarstellung.

 

Warum Nachhaltigkeit mehr zählt als Gehalt im Employer Branding

Die Integration von ESG in das Employer Branding hat sich zu einem zentralen Baustein im Wettbewerb um Talente entwickelt. Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 zeigt, dass rund 70 Prozent der deutschen Fachkräfte*** bei der Wahl ihres Arbeitgebers auf dessen Nachhaltigkeitsengagement achten. Diese Zahl zeigt deutlich: Nachhaltigkeit ist längst mehr als ein Trend – sie wird immer häufiger zum entscheidenden Kriterium bei der Wahl eines Arbeitgebers. Unternehmen, die ihre ESG-Werte glaubwürdig leben und klar kommunizieren, schaffen Vertrauen, fördern die Loyalität ihrer Mitarbeitenden und stärken die emotionale Bindung ans Unternehmen.

Wer sich als nachhaltiger Arbeitgeber positioniert, muss es ernst meinen. Greenwashing kann nicht nur das Image des Unternehmens, sondern auch das Vertrauen der Mitarbeitenden nachhaltig schädigen.

Gerade für junge Talente, die zunehmend nach Arbeitgebern suchen, mit deren Werten sie sich identifizieren können, ist Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor. Mittelständische Unternehmen haben hier eine große Chance: Durch die Integration von ESG in die Employer-Branding-Strategie können sich KMU als attraktive Arbeitgeber positionieren und von Großkonzernen abheben. Ein kreativer Ansatz könnte beispielsweise sein, Nachhaltigkeitsinitiativen nicht nur in Stellenanzeigen oder auf der Karriereseite zu betonen, sondern auch regelmäßig ESG-bezogene Veranstaltungen wie interne Nachhaltigkeitsworkshops zu organisieren. Solche Maßnahmen schaffen nicht nur Engagement, sondern stärken auch die Identifikation mit den Unternehmenswerten und das Wir-Gefühl.

Ein weiterer Vorteil: Diese Aktionen können nach außen kommuniziert werden, zum Beispiel durch Beiträge in Social Media oder Karrierenetzwerken. Dies zeigt nicht nur potenziellen Bewerber:innen, dass das Unternehmen seine Werte lebt, sondern stärkt auch die öffentliche Wahrnehmung als authentischer und nachhaltiger Arbeitgeber.

Doch Vorsicht: Wer sich als nachhaltiger Arbeitgeber positioniert, muss es ernst meinen. Greenwashing kann nicht nur das Image des Unternehmens, sondern auch das Vertrauen der Mitarbeitenden nachhaltig schädigen. ESG-Initiativen müssen echt sein und mit Budget unterlegt werden, damit die Kommunikation authentisch bleibt und tatsächlich Wirkung zeigt.

 

Nachhaltigkeit zahlt sich aus – im wahrsten Sinne des Wortes

Nachhaltigkeit und ESG sind heute viel mehr als Pflichtaufgaben – sie bieten für den Mittelstand ein wertvolles Potenzial, das weit über die Investor:innen hinausgeht. Kreative Kommunikationsmaßnahmen können KMU dabei unterstützen, ESG als Teil ihrer Arbeitgebermarke strategisch zu integrieren. Der Effekt: Mitarbeiter:innen, die sich mit der nachhaltigen Ausrichtung identifizieren, fühlen sich langfristig gebunden. Ein echter Mehrwert in Zeiten des Fachkräftemangels – und ein nachhaltiger Vorteil für Unternehmen, die zukunftsorientiert handeln wollen.

 

Quellen: 
* https://www.jpmorgan.com/insights/esg/sustainability/green-economy-outlook-sustainability-trends-for-2024  
** https://www.keyesg.com/article/50-esg-statistics-you-need-to-know-in-2024
*** https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/at/Documents/presse/at-deloitte-gen-z-millennial-survey-2023.pdf

 

Employer Branding – die Superkraft für Unternehmen?  

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